Ein deutlicher Schwerpunkt der derzeitigen Ausstellung im VGH liegt auf junger Kunst aus Baden-Württemberg der 90 Jahre. Wobei den
Ausgangspunkt die renommierte Kunstakademie in Karlsruhe bildet, denn dort haben fast alle der hier vertretenen KünstlerInnen
stu-diert. Beginnen wir mit dem wohlkomponierten Haupttreppenhaus, in dem sich die Leuchten, Wandplatten und Gemälde ergänzen.
Der Farbklang ist hier eher ruhig und dunkel. Roland Ranz’ „SK Landschaften“ von 1998 bestechen durch ihre Farbigkeit
unter dem tiefen Schwarz und einer breiten Spur giftigen Grüns. Im ersten Stockwerk regiert dann die leuchtende Farbigkeit in den
Bildern von Stefan Kunze oder Birgit Spahlinger. Während Kunze in „Die Reise nach Wien“ (1990) ganz im Stil der
„Jungen Wilden“ heftige Industriebauten und Hochhäuser mit blauen Naturformen mixt, kommt mit der Künstlerin aus
Karlsruhe die Farbe Grün ins Spiel.
„Drei Bäume Winter“ von Roland Spieth
(*1963) stellen hellblaue Bäume vor dunklem Blau, ein heftiger Kontrast, den Klaudia Smolarz mit ihrem ganz
in Rot gehaltenen, spielbrettartigen Gemälde noch vertieft. In
dem folgende Treppenhaus wird in dem eleganten Farbklang aus Schwarz und Weiß mit geometrischen Formen gespielt. Guang Yao Wu, der
erst 1989 aus Peking nach Deutschland kam, verwirklicht hier in großen Bleistiftzeichnungen seine Visionen des Punktes, der kleinsten
geometrischen Einheit, die er lebhaft und malerisch wirken lässt. Ihm gegenüber die ‚Häuserkampf’ betitelten,
aus schwarzem Karton geschnittenen Formen von Peter Mutschler (* 1958, heute in Berlin lebend), die sich zu einem Haus, einem Hammer oder
einem Metermaß fügen.
Mehrere Künstler beschäftigten sich mit der Schrift im Bild, etwa Ulrike Tillmann in ihrem ‚Autodialog I von 1997. Mit
einer Schablone fanden sehr reizvoll graue Worte auf die weiße Leinwand, ähnlich wie in Brigitte Marquardts (* 1962) „Wertung“: Das Wort VERGESSEN kreuzt sich in
verschiedenen Schriftgrößen immer wieder mit dem Begriff WERTUNG. Dabei entstand ein fast schwarzer Raum aus Schrift, sehr
reizvoll und zum Nachdenken anregend. Lebhaft lässt hingegen Reinhold Braun als Lüpertz-Schüler sein wildes „Haus vom Nikolaus“ (1986) in
kräftigen Farben und Kontrasten wirken. Isa Dahl aus Stuttgart schickt mit „Vorhang “ von 1997 eine gelungene Mischung aus
Figuration und Abstraktion im großen Format auf den Weg. Sie irritiert den Betrachter jedoch dadurch, dass in diesem Vorhang eher
Polster zu sehen sind als die zu erwartenden Falten.
© Dr. Susanne Kaeppele
Junge Kunst am VGH
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